Entgegen der allgemeinen Empörung muss eines klar gestellt werden: Jiaogulan an sich ist nicht verboten. Weder sein Anbau, noch sein Verkauf oder seine Verarbeitung sind illegal.
Was jedoch nicht erlaubt ist, ist die Bezeichnung von Jiaogulan als „Arzneimittel“. Auch als „Nahrungsergänzung“ darf es nicht mehr vermarktet werden.
Der Grund dafür ist die Novel-food-Verordnung der EU aus dem Jahr 2015. Sie reguliert die Einfuhr und den Verkauf von Produkten, die vor dem 15.Mai 1997 in nur kleinen Mengen in Europa verkauft wurden.
Diese Lebensmittel unterliegen einem Zulassungsprozess, bevor sie als solche angeboten werden können. Dieser Zulassungsprozess wurde mit Jiaogulan einfach noch nicht durchgeführt. Da es sich aber um eine traditionsreiche, asiatische Nutzpflanze handelt, würde einer Zulassung nicht viel im Wege stehen, wenn es denn mal jemand tun würde.
Aus diesem Grund wird Jiaogulan nicht mehr als „Heilpflanze“ oder „Salatpflanze“ vermarktet, sondern als „Duftpflanze“. Auch ihr Anbau als Zierpflanze ist nicht verboten.
In der Praxis bedeutet dies aber, dass Sie den Jiaogulan am besten selbst anbauen. Ihn als Salatpflanze zu kaufen ist etwas aufwändiger.
Die erste nachweisliche Erwähnung findet Jiaogulan im Jahr 1406 in einem chinesischen Heilkräuterbuch. Das Buch mit dem Namen „Heilkräuter gegen Hungersnot“ von Zhu Xiao erhielt, wie der Titel schon sagt, jedoch überwiegend Ernährungstipps in Hungerkrisen. Deswegen war die Pflanze ursprünglich mehr als Nahrungs- als als Heilmittel bekannt. Erst 1578 wurde Jiaogulan ausdrücklich als solches für Schnittwunden, Hitzewallungen oder Rachenschmerzen beschrieben.
Einzug in die traditionelle chinesische Medizin hielt Jiaogulan jedoch erst einige Zeit später. Dies liegt daran, dass das Heilkräuterspektrum der traditionellen chinesischen Medizin ursprünglich keine Heilpflanzen aus südchinesischen Provinzen umfasste. Heute wird Jiaogulan aber längst auch in der traditionellen chinesischen Medizin verwendet. 1991 wurde Jiaogulan auf der global bedeutenden Conference of Traditional Medicines zu einem der 10 wichtigsten Heilkräuter ernannt. In der traditionellen chinesischen Medizin wird Jiaogulan vor allem zur Stärkung und Entgiftung verwendet, findet dort aber auch Anwendung bei Sepsis und Hepatitis. Weiter wird Jiaogulan genutzt, um den Blutzuckerspiegel zu senken und um den Stoffwechsel auszugleichen. In Thailand und Japan gehört das Kraut der Unsterblichkeit ebenfalls zu den traditionellen Heilpflanzen.
Bis 2005 wurden in der Heilpflanze gut 100 Saponine identifziert, darunter u.a. Gypenoside und Ginsenoside. Der Gesamtsaponin-Gehalt einer getrockneten Jiaogulanpflanze beträgt in etwa 2,4 Prozent. Der Gesamtsaponingehalt in den Blättern soll rund 7 Prozent betragen. Acht der identifizierten Saponine entsprechen jenen in der bekannten Ginseng-Pflanze. Diese Gypenoside allein machen rund 25 Prozent des Gesamtgehalts an Gypenosiden aus. Saponine sind entzündungshemmend und können durch Bindung von Cholesterin die Blutfettwerte verbessern. Obwohl sie zu den sog. sekundären Pflanzenstoffen gehören, sind sich heute viele Forscher darüber einig, dass ihre Wirkung die gleiche Bedeutung wie zum Beispiel die von Vitaminen hat.
Wie viele Saponine in der Natur genau vorkommen, ist noch nicht bekannt. Ebenfalls ist die Wirkung vieler Saponine noch unerforscht.
Das Kraut der Unsterblichkeit enthält die weit verbreiteten Flavonoiden Rutin und Quercetin. Neben diesen konnten in der Pflanze auch die äußerst ungewöhnlichen Flavonoide Ombusid und Yixingensin nachgewiesen werden. Flavonoide sind sog. Antioxidantien. Sie greifen im Körper freie Radikale an und machen sie unschädlich.
Mehrfachzucker oder Polysaccharide sind eine Kette von Einfachzuckern. Während der Verdauung werden sie aufgespalten und können so den Körper mit Energie versorgen. Sie sorgen für einen konstanten Blutzuckerspiegel, was wiederum die Konzentration fördert.
Das Unsterblichkeitskraut hat neben der ausgleichenden auch eine antioxidative Wirkung. So erhöht es die Produktion des körpereigenen Enzyms „Superoxid-Dismutase“ (SOD). Dieses Enzym neutralisiert freie Radikale, die negative Auswirkungen auf den Körper haben können. Die Erhöhung des Enzyms Superoxid-Dismutase und dessen Wirkung auf Krebszellen untersuchten Forscher 2010. Die Autoren der Studie empfehlen die Durchführung weiterer Studien, die sich gezielt mit der Krebstherapie und -vorbeugung beschäftigen. (siehe Schild et al., 2010, Phytomedicine, Heft 8-9, S. 589-597)
Bei erhöhten Blutfettwerten zeigt sich die regulierende Wirkung von Jiaogulan folgendermaßen: Triglyceride und das schädliche LDL-Cholesterin werden gesenkt, gleichzeitig wird das gesunde HDL-Cholesterin erhöht.
Seit einiger Zeit hoffen viele Krebspatienten auf die Wirkung von Jiaogulan. Oft wird die Heilpflanze bei Chemo- und Strahlentherapie begleitend eingesetzt. Sie soll helfen, die Belastungen der Therapien besser zu verkraften. Auch soll Jiaogulan die Bildung von weißen Blutkörperchen nach Chemo- bzw. Strahlentherapie aktivieren. Eine krebshemmende Wirkung konnte allerdings bis dato noch nicht wissenschaftlich einwandfrei nachgewiesen werden.
Mit Jiaogulan kann gegen Herzinfarkt und Schlaganfall vorgebeugt werden, denn das Kraut verbessert die Durchblutung. So verhindert Jiaogulan die Verklumpung der Blutplättchen. Dies führt u.a. dazu, dass das Thrombose-Risiko sinkt. So können sich erkrankte Blutgefäße besser regenerieren. Auch wird Jiaogulantee als Mittel der Krebsvorbeugung genannt.
Zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichen von Vertretern der traditionellen chinesischen Medizin haben ebenfalls die positive Wirkung von Jiaogulan für den menschlichen Körper nachgewiesen.
Der Online-Handel macht es heute durchaus möglich, auch verarbeiteten Jiaogulan zu kaufen. Sie machen sich mit dem Kauf nicht strafbar, nur weiter verkaufen sollten Sie ihn nicht. Jedoch haben Sie als ein nicht zugelassenes Nahrungs-Ergänzungsmittel keinerlei Garantie oder Kontrolle über die tatsächlichen Inhaltsstoffe. Darum ist unsere Empfehlung: Kaufen Sie Sich einen Jiaogulan Setzling und bauen Sie ihn selbst an. Das geht auch in der Küche oder auf dem Balkon.
Für den Tee können frische oder getrocknete Blätter verwendet werden. Für einen Viertelliter Tee wird ein gehäufter Teelöffel der zerkleinerten Blätter aufgegossen. Anschließend muss der Tee etwa fünf Minuten ziehen. Der Tee kann dann heiß oder kalt getrunken werden.
Wird der Tee aus frischen Blättern zubereitet, sollten Sie bedenken, dass junge Blätter viel aromatischer sind als ältere. Auch kann der Geschmack zwischen einzelnen Pflanzen unterschiedlich sein.
Jiaogulantee aus frischen Blättern hat einen leicht süßlichen Geschmack mit einer herben Geschmacksnote. Der leicht anis- bis salmiakartige Geschmack stammt von den Saponinen. Wird der Tee aus getrockneten Blätter zubereitet, ist die herbe Geschmacksnote stärker ausgeprägt. Auch wird sie verstärkt, wenn der Tee zu heiß aufgegossen wird. Daher sollte das Wasser beim Aufguss nicht mehr kochen. Eine Temperatur von 90 Grad Celsius gilt als ideal.
Frische Jiaogulan-Blätter werden nicht nur als Tee zubereitet. Sie eignen sich hervorragend für einen Smoothie oder einen Salat. Für Salate können die Blätter als Zutat verwendet werde, oder man gibt sie ins Dressing zusammen mit Olivenöl, Balsamico, Naturjoghurt und Limonensaft. In einem Smoothie schmecken die Blätter zusammen mit Äpfeln oder Bananen. Auch die Kombination mit Walnüssen, Himbeeren und Leinsamen schmeckt sehr gut. Oder Sie machen einen Smoothie aus Gurke, Zitrone, Minze und einem geringen Anteil an Jiaogulan.
Man kann die Blätter aber auch einfach abzupfen und verzehren. Weiter kann Jiaogulan als Brotbelag dienen, etwa auf Butter oder Frischkäse. Zudem können die Blätter als Gemüse verzehrt werden. In diesem Fall werden sie wie Spinat zubereitet.
Letztendlich können die Blätter auch als Süßmittel für Tees verwendet werden. In Japan ist Jiaogulan zum Süßen weit verbreitet. Es kommt dort beispielsweise in Eiscremes oder Getränken vor.
Herbert Havera ist Autor und beschäftigt sich schon seit mehreren Jahren mit der Thematik Ernährung/ Gesundheit. In seiner Recherche sind mehrere Stunden an Arbeit geflossen bzw. stehen wir generell im engen Kontakt mit Forschungseinrichtungen, Mediziner und Anwendern. Dank der wertvollen Informationen aus unserem Netzwerk, sind wir in der Lage stets fundierte Informationen rund um Heilmittel bieten, die uns die Natur freiwillig anbietet. Der enorme Vorteil von Naturheilmitteln ist, dass sie meistens frei von Nebenwirkungen sind. Dennoch dürfen sie nicht hemmungslos konsumiert werden. Wir klären Sie darüber auf, welche Tagesdosis unbedenklich, ideal und nicht mehr gesund ist. Denn wie Paracelsus schon sagte: „Nichts ist Gift, alles ist Gift – alleine die Dosis macht das Gift“. Wir bieten Ihnen Informationen stets nach einer fundierten Recherche. Wir forschen intensiv nach den neuesten Studien, in denen sich die Naturheilmittel unter strengen Tests bewähren mussten. Und wo sich ein angepriesenes Mittel nachweislich als Mummenschanz und Quacksalberei entpuppt hat, lassen wir Sie das ebenfalls wissen.
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Theodor Husemann (1833–1901): Handbuch der gesammten Arzneimittellehre. 2. Aufl., Band II, Springer, Berlin 1883, S. 565
Food and Agriculture Organization of the United Nations.
FAO, Faostat Produktionsstatistik der FAO 2016, aufgerufen am 22. Januar 2018
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